Ablassen Raderacher Weiher 14.11.2015

Um 7 Uhr morgens bringt die Morgendämmerung langsam Licht ins Dunkel der Nacht. 26 Helfer des ASV-Friedrichshafen (ASV) stehen am Ufer des Raderacher Weiher bereit. Über Nacht zum 14.11.2015 wurden die letzten Wassersperren entfernt. Der Anblick ist ungewohnt. Ein See fast ohne Wasser.

Vor dem Mönch – so nennt man die Ablassvorrichtung eines Weihers – tummeln sich zahlreiche Fische. Jetzt packen alle mit an.

Die Fische werden in das Abfischbecken geleitet und dort mit Keschern abgeschöpft. Eine Vielzahl von Karpfen, Schleien, Brassen, Rotaugen, Rotfedern, Barschen und Hechten werden gefangen. Den Winter verbringen sie unbeschadet im südlichen Teil des Weihers, dieser wird nicht abgelassen.

„Der Raderacher Weihers wird alle 3 Jahre gewintert. Wir lassen das Wasser bis zum Frühjahr ab. Über den Winter friert der Schlamm durch und wird durch natürliche Prozesse unter Sauerstoffeinfluss zersetzt. Das ist nötig um den Weiher langfristig zu erhalten und gegen eine drohende Verlandung zu schützen.“, erläutert Marc Flesch Gewässerwart des ASV Friedrichshafen.

Wichtige Erhaltungsmaßnahme

Der Raderacher Weiher befindet sich auf dem ehemaligen „V2- Versuchsgelände“ auf der Strecke von Raderach nach Riedheim in einem Naturschutzgebiet. Ohne diese Erhaltungsmaßnahme würde der aquatische Lebensraum langfristig verlanden. Das so genannte „wintern und sömmern“ von Weihern ist eine uralte Tradition aus der Zeit des 30 jährigen Krieges.

Seit 1989 bemühen sich Wasserwirtschafts- und die Landwirtschaftsverwaltung in Abstimmung mit den Fischereivereinen im Rahmen des Aktionsprogrammes zur „Sanierung oberschwäbischer Seen“ um die vielen Weiher in Oberschwaben.

Das Fischrecht beinhaltet auch Pflichten

Thomas Stauderer 1. Vorsitzender des ASV: „Das Fischereirecht erlaubt Anglern, Fische als Nahrungsmittel für den Eigenbedarf zu fangen, aber wir haben auch eine gesetzlich verankerte Hegepflicht. Wir kümmern uns ehrenamtlich um die Pflege und Erhaltung unserer heimischen Gewässer.“ So leisten über 100.000 Angelfischer in Baden-Württemberg einen wesentlichen Beitrag zum Naturschutz. „Im Gewässer kennt sich kein Naturschutzverband so gut aus wie die Angler“, so Stauderer. Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg e.V. ist ein anerkannter Naturschutzverband.

Guter Bestand an Teichmuscheln

Nach dem Abfischen bleiben im Schlamm die großen Teichmuscheln zurück. Die Jugendgruppe des ASV sammelt die Muscheln ein und bringt sie im südlichen Teil des Weihers zurück in ihr Element. Die Teichmuschel steht unter Naturschutz und ist ein Indikator für eine gute Wasserqualität. Dazu lebt sie in Symbiose mit einer seltenen Fischart – dem Bitterling. Der Bitterling legt seine Eier in den Kiemenraum der Großen Teichmuschel ab, wo sie geschützt ihre Embryonalentwicklung durchmachen und nach etwa vier Wochen die Muschel verlassen.

Im Frühjahr wird der Raderacher Weiher vor die Krötenwanderung wieder rechtzeitig angestaut. Die Fische und Muscheln kehren über die Verbindungskanäle eigenständig zurück und finden für die nächsten Jahre wieder einen optimalen Lebensraum vor.

 

{gallery}2015/2015_11_14_abfischen_raderacher_weiher{/gallery}